Im November vergangenen Jahres traf ich mich mit Jennifer zu einem Levitation Shooting in der Nähe von Köln. Ich wollte so ein Shooting gerne einmal ausprobieren und da ich das zum ersten Mal machte, hatte ich mich auch intensiv vorbereitet. Wie das aber nunmal so ist, läuft nicht immer alles so, wie man sich das vorstellt und lässt Dinge außer Acht, die einem das Leben in der Nachbearbeitung etwas schwermachen.
Da ich bisher auf den Fundus an Tipps und Tricks, sowie massenweise Inspiration aus dem Internet zurückgreifen konnte, möchte ich meine Erfahrung aus dem Shooting teilen, um den einen oder anderen etwas Wissen weiterzugeben.
Bei der Levitation Fotografie, auch Floating genannt, wird ein schwebender Zustand einer Person oder eines Objektes, gerne auch mehrere Personen oder Objekte, dargestellt. Ich habe mich dabei auf das Schweben von Jennifer konzentriert – in der einfachen Variante, nämlich liegend.
Wie kann man das erreichen?
Zum einen schafft man das ohne Hilfsmittel: Springen. Das kann gut aussehen, in der Regel aber eher nicht und bestimmte Posen – in meinem Fall die liegende – funktionieren damit auch nicht.
Also bleibt noch die andere Variante: Mit Hilfsmittel schweben lassen und diese Hilfsmittel in der Nachbearbeitung wegretuschieren. Dafür sind in der Regel mindestens zwei Fotos notwendig. Ihr fotografiert in der Regel das Set komplett ohne Model und Hilfsmittel, im Prinzip ein “leeres” Foto nur mit dem Hintergrund und anschließend einmal komplett mit Model und allen notwendigen Utensilien.
In der Vorbereitung auf das Shooting habe ich mir erst einmal ein paar Inspirationen auf Pinterest zusammengesammelt und mir überlegt, wie ich bestimmte Posen ermöglichen kann. So eine Inspiration-Board ist grundsätzlich eine gute Sache, so kann man auch seinem Gegenüber schon mal klarmachen, was man sich in welcher Form in etwa vorstellt.
Dann geht es auch schon los mit der Hilfsmittel-Jagd. Ab in den Baumarkt des Vertrauens und erstmal einen Holzbock gekauft, dazu noch ein paar Klappboxen und Gaffa-Tape.
Ich hatte bereits konkrete Bildideen und so wusste ich auch, wie ich das Set aufbaue. Auf folgende Dinge solltet Ihr auf jeden Fall achten, wenn Ihr ein Levitation-Shooting durchführt, denn es vereinfacht Euer Leben in der Nachbearbeitung erheblich!
1Kein Körperteil sollte durch einen ungünstigen Blickwinkel durch die Kamera oder eine Pose von einem Hilfsmittel verdeckt sein, wie es bei angewinkelten Beinen auf einem Holzbock der Fall sein kann.
2Gerade wenn man ein Model schräg von vorne fotografiert, können Körperteile in der Flucht nach hinten noch stärker von einem Klappstuhl o. ä. verdeckt werden. Es ist sehr aufwändig die Details von fehlenden Körperteilen in Photoshop nachzubilden.
3Achtet auf Schatten! Ich hatte die glorreiche Idee, mein Set mit einer 60×60 cm Octabox von schräg oben auszuleuchten. Grundsätzlich finde ich die Idee nachwievor gut, aber seid Euch darüber im Klaren, dass dann der Schatten unter das Model fällt, im ungünstigsten Fall auf ein Objekt, wo das Model gerade draufliegt. Ihr habt dann viel Spaß in der Nachbearbeitung, die Schatten zu rekonstruieren.
4Solltet Ihr Haare freistellen müssen, so verhält sich das ganz normal, wie bei jedem anderen Shooting auch. Haare also am besten vor einem unifarbenen Hintergrund freistellen. Meine halbdurchsichtige Klappbox war da eher suboptimal.
5Fester Stand. Fotografiert Ihr das Set anschließend oder im Vorfeld ohne das Model, so achtet darauf, dass der Bildausschnitt identisch ist. Hier bietet sich also ein Stativ an, auf dem die Kamera montiert ist.
6Auto-Focus oder manueller Focus? Benutzt keinen Autofokus, sondern fokussiert am besten manuell! Es kann schnell passieren, dass bei AF-Einstellung bei den beiden Bildern (Hintergrundbild und Set-Bild) der Autofokus auf unterschiedlichen Bereichen liegt. Dadurch kann es passieren, dass beim Hintergrundbild, der Vordergrund unscharf ist, wenn Ihr auf einen entfernten Punkt fokussiert. Ist Euer zu fotografierendes Objekt vom zweiten Bild im Vordergrund und damit im Fokus, dann wirkt das fertige Bild schnell unecht, wenn fokussiertes Objekt auf nichtfokussiertem Vordergrund trifft.
Baut also Euer Set vorher auf und testet die Lichtumgebung und Eure Kameraposition. Das Model hat es schon schwer genug in einer sehr angespannten Pose entspannt zu wirken und freut sich sicherlich, wenn das Shooting nicht unnötig durch Set-Korrekturen in die Länge gezogen wird.
Sobald Ihr die Bildmontage am Rechner durchführt, werdet Ihr merken, dass es sich gelohnt hat, auf die angesprochenen Punkte zu achten.
In Photoshop (oder jedem anderen Bildbearbeitungsprogramm, welches mit Ebenen umgehen kann) könnt Ihr nun die beiden (oder mehrere) Bilder bearbeiten.
Ich bin so vorgegangen, dass ich beide Bilder, also das eigentliche Motiv und der leere Hintergrund, in Photoshop in zwei separaten Ebenen importiert habe.
Somit seht Ihr hiermit einmal das unbearbeitete Original RAW-Bild vom eigentlichen Set. Um die Beine abzustützen, nutzten wir einen aufklappbaren Holzbock. Geblitzt wurde mit einer Firefly Softbox von vorne links.
Das Hintergrundbild habe ich nach einer Reihe von Fotos am Ende der jeweiligen Session aufgenommen. Das einfallende Licht, welches durch die fensterlosen Rahmen in die Halle eindrang, ist in das Bild bereits hineingewandert.
Auf dieses Hintergrundbild habe ich nun eine Maske gelegt und mit einem weißen Pinsel startete ich, die störenden Elemente weg zu retuschieren. Dabei habe ich auch den kompletten Fußboden vom Originalbild weggemalt, damit der Fußboden mit dem größeren Lichteinfall zum Vorschein kommt. Das funktioniert eigentlich ziemlich gut und je nachdem, ob Ihr zusätzliche Schatten oder andere Details wiederherstellen müsst, seid Ihr im Prinzip schon fertig, ansonsten wird es ziemlich aufwendig und zeitintensiv.
Im nächsten Schritt habe ich das Kleid etwas ausgestaltet. Für meinem Geschmack fiel das Kleid ein bisschen zu senkrecht nach unten, also habe ich zum Lasso-Werkzeug gegriffen und das einen Teil des Kleides markiert und anschließend etwas verzerrt und gestreckt. Dabei konnte ich auch gleich noch die restlichen Teile des Holzbocks verdecken, ohne diese über die Maske detailliert zu retuschieren.
Im nächsten und letzten Schritt habe ich noch einen kleinen Teil der Wade wiederhergestellt, die durch den Holzbock verdeckt war. Zusätzlich habe ich den Schattenwurf am rechten Oberschenkel, der ebenfalls durch den Holzbock entstand etwas abgeschwächt und die Schatten unter dem Kleid auf dem Fußboden etwas verstärkt.
Das war es dann auch schon in Photoshop und mit diesem Ergebnis ging es dann zurück in Lightroom, um etwas Color-Grading und Finetuning an den Tiefen und Lichtern durchzuführen.
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Kommentare
So einfach kann das gehen. Danke für den Einblick in die Illusion der Fotografie.